DER KAISER UND DIE NACHTIGALL

Weitere Infos und Literaturtipps

Die zentrale Figur des Stückes, der Kaiser, wird als kindlicher Charakter dargestellt, der sich als Identifikationsfigur zwischen zwei Polen bewegt: dem der echten Nachtigall mit ihren in der literarischen Vorlage verankerten Bezügen zu Liebe, Natur, Kindsein, Volk und Kreativität auf der einen Seite und dem der künstlichen Nachtigall, mit ihrem Stehen für Technik, Rationalität, Machtstruktur, Reichtum und Erwachsenenwelt

Neben der menschlichen Dimension bietet der Stoff auch eine gesellschaftliche und politische Relevanz und wirft interessante Fragen bezüglich des Verhältnisses von Regierungen und Volk auf, im Besonderen auch im Hinblick auf die chinesische Kultur, deren Beschreibung sowohl formal als auch inhaltlich Ausgangspunkt des Märchens von H. C. Andersen ist.

In Anlehnung an die chinesische Denkweise vermeidet Andersen in seinem Märchen auf jegliche negative Darstellung einzelner Charaktere und jegliche offene Kritik, ohne dabei auf eine klare Stellungnahme in ethischen und gesellschaftlichen Fragen zu verzichten.

Diese feine, auf Harmonie bedachte Erzählform dient als Grundhaltung und Orientierung in der bildnerischen und dramaturgischen Umsetzung des Stoffes. Sie bietet dem Zuschauer einen Ansatz zur Auseinandersetzung mit der chinesischen Tradition und Kultur und eine ideale Grundlage dem der Theaterform eigenen Streben nach einem harmonischen und ästhetischem Zusammenwirken von Form, Farbe, Bewegung, Musik und Sprache Ausdruck zu verleihen.

Die Inszenierung arbeitet mit Mitteln des klassischen Marionettentheaters. Der Einsatz einer Guckkastenbühne erzeugt ein Überhöhung von Illusion und Räumlichkeit. Neben dem Marionettenspiel kommen in der Inszenierung Elemente des Schattentheaters, Projektionstechnik und eine ausgereifte Lichttechnik zum Einsatz. Das abgestimmte Zusammenspiel von Lichtführung und einer eigens für diese Inszenierung entwickelten Schiebertechnik ermöglicht einen schnellen Bildaufbau und überraschende Bildwechsel auf offener Bühne.

Literaturtipps:

Für die Klassenstufen 5-6:
Theodor Storm, Pole Poppenspäler

Für die Oberstufe:
Heinrich von Kleist, Über das Marionettentheater,
Geo Epoche - Das Alte China, erschienen bei Gruner + Jahr

Fachliteratur:
Susann Sulzbach, Märchenbetrachtung und -analyse am Beispiel
"Die Nachtigall" von Hans Christian Andersen, GRIN Verlag